Die Gier – Wilfried Schmickler

 

Was ist das für ein Tier, die Gier?

Es frisst an mir,

Es frisst in dir,

Will mehr und mehr

Und frisst uns leer.

 

Wo kommt das her,

Das Tier, und wer

Erschuf sie nur,

Die Kreatur?

 

Wo ist das finstre Höllenloch,

Aus dem die Teufelsbestie kroch,

Die sich allein dadurch vermehrt,

In dem sie dich und mich verzehrt?

 

Und wann fängt dieses Elend an,

Dass man genug nicht kriegen kann

Und plötzlich einfach so vergisst,

Dass man doch längst gesättigt ist

Und weiter frisst und frisst und frisst?

 

Und trifft dann so ein Nimmersatt

Auf jemanden, der etwas hat,

Was er nicht hat und gar nicht braucht,

Dann will er’s auch.

 

Wie? Das soll’s schon gewesen sein?

Nein, einer geht bestimmt noch rein!

Und überhaupt - da ist doch wer,

Der frisst tatsächlich noch viel mehr.

Und plötzlich sind sie dann zu zweit:

 

Die Gier und ihre Brut der Neid.

Das bringt mich noch einmal ins Grab,

Dass der was hat, das ich nicht hab,

Dass der wo ist, wo ich nicht bin,

Das will ich auch, da muss ich hin!

 

Warum denn der?

Warum nicht ich?

Was der für sich,

Will ich für mich!

Der lebt in Saus

Und lebt in Braus

Mit Frau und Hund und Geld und Haus

Und hängt den coolen Großkotz raus.

 

Wahrscheinlich alles auf Kredit,

Und unsereiner kommt nicht mit.

Der protzt und prahlt

Und strotzt und strahlt.

Wie der schon geht.

Wie der schon steht.

Wie der sich um sich selber dreht.

Und wie der aus dem Auto steigt

Und aller Welt den Hintern zeigt.

 

Blasierte Sau!

Und seine Frau

Ist ganz genau

So arrogant

Und degoutant!

 

Und diese Blagen,

Die es wagen

Die Nasen so unendlich hoch zu tragen!

Dann hört er aber auf, der Spaß! -

So kommt zu Neid und Gier der Hass.

 

Und sind die erst einmal zu dritt,

Fehlt nur noch ein ganz kleiner Schritt,

Bis dass der Mensch komplett verroht

Und schlägt den Anderen halbtot.

 

Und wenn ihr fragt:

 

Wer hat ihn bloß so weit gebracht?

 

Das hat allein die GIER gemacht!